Corona: Alexianer-Krankenhäuser sind vorbereitet – und entsetzt über den mangelhaften „Schutzschirm“ aus Berlin

, Alexianer GmbH, Münster

Teure Materialbeschaffung, Umstrukturierungen, OP-Absagen: Angekündigter „Schutzschirm“ lässt Ärzte und Pflegende im Regen stehen

Die Krankenhäuser im gesamten Land bereiten sich seit geraumer Zeit auf die erwartete große Zahl von Corona-Patienten vor: durch Umstrukturierungen von Stationen, Absagen von planbaren Operationen, Neuaufstellungen von Teams sowie die Beschaffung von Atemmasken, Spezial-Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln. Alles, um die Bevölkerung zu schützen und im Vertrauen auf die Zusage von Bundesgesundheitsminister Spahn, einen „Schutzschirm“ zur Deckung von Einnahmeausfällen und zusätzlichen Kosten aufzuspannen. Die konkrete Ausgestaltung des Schirms wurde am Wochenende bekannt – und hat bei den Krankenhäusern der Alexianer zu Entsetzen und Fassungslosigkeit geführt. Aus dem „Schutzschirm“ ist ein bürokratischer „Knirps“ geworden.

Die Krankenhäuser sind sich ihrer großen Verantwortung bewusst und haben ihre Hausaufgaben gemacht. Dabei sind sie erhebliche finanzielle Risiken eingegangen. Doch der Gesetzentwurf – auch nach heutiger Nachbesserung – entspricht in keiner Weise den vollmundigen Ankündigungen des Ministers: Er bietet keine Budgetsicherheit und keine kurzfristige Liquiditätssicherung für Kliniken. Die erheblichen Zusatzkosten sind bei weitem nicht abgedeckt. Ärzte und Pflegende sollen sich weiter um bürokratische Dokumentationsverfahren und Prüfroutinen kümmern – hierdurch fehlen Zeit und Ressourcen, die dringend in der Patientenversorgung gebraucht werden. Die Situation in der Psychiatrie und der Rehabilitation ist überhaupt nicht berücksichtigt.

Deutschland sieht derzeit der größten medizinischen Herausforderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs entgegen. Die Krankenhäuser mit ihren Mitarbeitenden nehmen diese Aufgabe an und werden sich in erster Reihe um die Menschen kümmern, für die es um Leben und Tod geht. Dabei riskieren Pflegende und Ärzte die eigene Gesundheit, das eigene Leben. Bisher wähnten sie sich Seite an Seite mit der Politik, mit dem Ziel die Bevölkerung zu schützen. Minister Spahn hatte Unterstützung zugesagt, wörtlich: „Whatever it takes“. Außerdem, Zitat: „Nehmen Sie mich beim Wort“.

Erst am 13. März 2020 hat Minister Spahn die Krankenhäuser aufgefordert, die planbaren Leistungen zu verschieben und im selben Schreiben weitreichende Zusagen formuliert. In der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie hat er die Krankenhäuser um Vertrauen und Mithilfe gebeten. Die Krankenhäuser haben sich auf dieser Grundlage unverzüglich ans Werk gemacht, sie haben ihre Leistungen heruntergefahren, um Platz zu machen für Corona-Patienten. Der am Wochenende vorgelegte Gesetzentwurf und auch die angekündigten Nachbesserungen sind kein Schutzschirm, sondern treiben die Krankenhäuser in ein bürokratisches Abrechnungschaos mit unkalkulierbaren Risiken für die Kliniken und die Bevölkerung.

Die Alexianer sind als eines der größten katholischen Gesundheitsunternehmen deutschlandweit in neun Regionen tätig und betreiben Krankenhäuser, medizinische Versorgungszentren und Einrichtungen der Senioren-, Eingliederungs- und Jugendhilfe. Der Hauptsitz der Alexianer ist in Münster. Gemeinsam mit den katholischen Krankenhäusern des Münsterlandes haben sie sich zum Gesetzesentwurf von Gesundheitsminister Spahn positioniert. Für sie ist das Maß voll. Zusammen mit der St. Franziskus-Stiftung (Münster), der Christophorus-Kliniken (Coesfeld), der Klinikum Westmünsterland GmbH (Kreis Borken), der Mathias-Stiftung (Rheine) sowie dem Josef-Hospital in Warendorf (Christliche Stiftung), dem Josef-Stift in Sendenhorst und dem St. Antonius-Hospital Gronau fordern die Alexianer Gesundheitsminister Spahn und alle politische Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, das Gesetz dringend zu ändern. Es muss eine schnelle, unbürokratische, stabile und krisenfeste Lösung für die Kliniken und insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, sonst droht den Krankenhäusern ein finanzielles Fiasko. Wir brauchen in dieser Ausnahmesituation mehr denn je funktionierende Krankenhäuser! „Whatever it takes“ sieht anders aus!